Und dann kam die Stille

5. April 2021

Dezember 2019:

Der Wecker klingelt. 6:30 Uhr. Schnell zur Bahn rennen. Puls 100. Einen Platz suchen. Alles überfüllt. Es ist noch dunkel. Schnell zur Vorlesung. Schnell in die Bibliothek. Schnell an der Hausarbeit weiterschreiben. Vielleicht auch einem anderen Text. Aber meist fehlt der Platz im Kopf. Der Rucksack voll mit Büchern und schwer. Nackenschmerzen. Schnell noch etwas essen. Dazwischen die Großeltern anrufen. Man muss sich ja mal melden. 

Und während ich renne, rennt neben mir die Zeit, ist mir immer einen Schritt voraus.  

Unsere Gemeinsamkeit: Rastlosigkeit. Alles getaktet.

Aber auch: Freunde sehen, Umarmungen, Geburtstage. Nähe. Momentaufnahmen von blitzenden Zähnen beim Grinsen. Das Bild ist gut geworden. Sommernächte. Gemeinsam.

Man denkt sich: Das ist normal. 

Die Wahrheit: Pures Privileg. 

März 2020: Dann kam das Monster, das alle Corona nennen.

Praktikum wird abgebrochen. Bibliothek geschlossen. Keine Treffen mehr mit Freunden. 

Neue Tagesordnung: Abstand, Masken und Beschränkungen. 

Corona trat mit seinen klobigen Beinen zwischen die Menschen und separierte sie, im Schlepptau den Lockdown. 

Stille. 

Aber auch: Luft einatmen und sie spüren, wenn man spazieren geht. Familie.

Es gilt: Home-Schooling, Zoom-Meetings, Kurzarbeit und – wie es bei meiner Mutter der Fall ist –  Arbeiten auf Hochtouren auf der Intensivstation. 

,,Heute haben es zwei Covid-Patienten nicht geschafft’’, erwähnt meine Mutter am Esstisch und wir schweigen. Sind bedrückt.

Werden uns wieder bewusst, dass alle Maßnahmen gerechtfertigt und notwendig sind. 

Und: Hoffen. Auf ein gutes Ende

.

    Kommentar verfassen

28:5-6 Previous post 28:5-6
Total: