Episode 55

6. Mai 2020

Verzicht beschreibt sehr treffend die aktuelle Zeit. Die Aufgabe von Ansprüchen, gewollt oder ungewollt. Die Enthaltung von Aktivitäten, wie die Familie sehen, Freunde treffen, im Café sitzen oder arbeiten. Dinge auf die viele von uns verzichten müssen, eine politisch diktierte Askese.

In Religionen wird der Verzicht, beispielsweise durch das Fasten oder das Zölibat eventuell belohnt. Bei einigen Glaubensrichtungen im Diesseits und bei anderen im Jenseits. Der Buddhismus fordert sogar gar keine klassische Askese im Sinne einer entsagenden und bussfertigen Lebensführung, sondern eine pragmatische Haltung der Mitte, die alle Extreme meidet. Ziel unserer Askese, gesund bleiben und andere nicht anstecken.

In kurzer Zeit wurden wir in Etappen zu Stoikern herangezogen. Mit jedem Tag in der Quarantäne, hat man gelernt auf neue Dinge zu verzichten, keine Fast Fashion, kein Fast Food, kein Fitnessstudio, kein übermäßiger Konsum, keine Feste. Gebetsmühlenartig wird Mindestabstand und Mundschutz wiederholt.

Was ist unsere Belohnung für das Verzichten? Lockerungen mit Einschränkung? Normalität? Für einige wird aus Verzicht auch Verlust, nicht jeder kommt glimpflich aus der Sache heraus, der eine gesundheitlich der andere existentiell.

Ich bin sehr gespannt, welche Tugenden man beibehält oder ob wir danach in ein Sodom und Gomorra verfallen, weil wir glauben Dinge nachholen zu müssen.

Worauf verzichtet ihr freiwillig? So banal es klingt, Ich verzichte momentan auf meinen Oldtimer, ich habe ihn abgemeldet, weil Versicherung und Steuer fällig sind und da ich zu 90% meine Zeit daheim verbringe und ich das Geld gebrauchen kann, verzichte ich auf das Cruisen. Grundsätzlich auch auf Konsum. Einkaufen macht nur bedingt Spaß und wird auf das nötigste reduziert. Wie sieht es bei euch aus?

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