Episode 65
Gestern war G-Day. Die ersten Gastrobetriebe haben wieder eröffnet. Ich habe es mir nicht nehmen lassen und auch einen Schritt nach draußen gewagt.
Es war irgendwie skurril, überall Aufkleber und Hinweisschilder. Am Eingang steht ein Pult. Ein Mitarbeiter instruiert dich erst einmal und weist dir einen Platz zu. Nach dem Du gut leserlich deine Daten abgibst beginnt das Gästetetris und man wird positioniert. Dann gibt es eine Infektionssicherheitsbelehrung, >> Die Desinfektionsspender finden Sie hier, halten sie stets Abstand zu ihrem Nachbarn. Bitte tragen Sie die Maske auf dem Weg zur Toilette und stehen sie nur nach Aufforderung auf<<. Nach den ganzen Instruktionen hatte ich das Gefühl, gleich heben wir ab und jemand mit einem Trolley kommt gleich durch den Gang und fragt mich ob ich Tomatensaft trinken möchte.
Kurze Zeit später kam zufällig jemand den ich kannte und wir haben uns aus der Ferne begrüßt, keine herzliche Umarmung, kein Gespräch mit dem Nachbartisch, nur ein verschmitztes Hallo. Ich habe mich in meine Jugend zurückversetzt gefühlt. Man hatte einen tollen Nachmittag mit dem Schwarm und am nächsten Tag in der Schule hat sie dann so getan, als ob man sich nur flüchtig kannte. Man hätte sich gerne ausgetauscht aber da er bereits in einer Gruppe aus zwei gemeinsam Hausständen saß, war dies leider nicht möglich. An 16 von 56 ursprünglichen Sitzplätzen, rege Diskussionen über Sinn und Unsinn. Verschwörungstheoretisches Geflüster und Widerlegungsversuche für Maßnahmen. Nur die Musik hat bei geschlossenen Augen für etwas Normalität gesorgt, Gläser klirren, diffuse Töne von sich unterhaltenden Menschen, das Stöhnen und Jauchzen der Kaffeemaschine. Nur die Stimme des Kellners riss mich aus meinem Traum, >>Entschuldigen Sie bitte, ihre maximale Aufenthaltsdauer ist gleich erreicht, um Warteschlangen am Ein- und Ausgang zu vermeiden möchten wir Sie bereits jetzt informieren.
Es freut mich, dass Menschen wieder unterwegs sind aber mit Kontaktverbot und Hygieneregeln ist es einfach nicht mehr meins.
Wie waren Eure ersten Erfahrungen?
2 Comments
Es ist strange, weird, befremdlich und es bereitet lange nicht mehr die Freude und Zufriedenheit die man vorher (vor Corona) hatte. Ich kann kaum mit Maske atmen, man sieht kaum das Lächeln des anderen der nicht am gleichen Tisch sitzen darf. Überall Regeln, Anweisungen, kaum Duft von Parfum eher Desinfektionsmittel. Social distancing.. Das neue Wort des Jahres, welches uns sicherlich noch sehr lange begleiten wird. Einerseits bin ich Stück weit dankbar das nicht jede/r x-beliebige gleich auf mich zukommt um mich zu drücken und Hände schütteln mit jedermann war auch nie mein Ding, eher eine aufgelegte Bürde, doch das was wir jetzt durchleben, sicherlich und ganz bestimmt zum Schutz, schafft eine seltsame Distanz.
Selbst einkaufen ist nur noch eine Pflicht und wird so schnell wie möglich erledigt um endlich wieder atmen zu können. Es wird alles anders werden, vielleicht lernen wir alle sich auf das wichtige und richtige zu konzentrieren, regionale und lokale Unternehmen zu unterstützen und sich gegenseitig zu helfen.
Ich finde dein Covidiary sehr spannend, auch weil es teils sehr ähnliche Gedankengänge sind, und sehr persönlich. Danke das du das teilst und uns teilhaben lässt an deinen Gedanken und Gefühlen. Mach bitte weiter und gebe nicht auf lieber Sam. Ihr schafft das.
Mir persönlich hilft mein Glaube weder die Hoffnung noch die Lebenslust zu verlieren. Diese Situation wird uns auch helfen zu wachsen und stärker hervor zu kommen, Teils mit neuen Freunden und dem Wissen wer wirklich hinter einem steht.
In diesem Sinne, passt auf euch auf, bleibt stark und gebt bitte nicht auf.
Liebe Grüße Tanja
Liebe Tanja, vielen Dank für Deinen Kommentar lG Sam