Episode 67

18. Mai 2020

Vor circa zwei Jahren war ich, ein sogenannter #gymshark. Also jemand der regelmäßig Zeit im Fitnessstudio verbringt und auch noch denkt er wäre ein Experte. Ein fünfer Splitt ohne Ruhetage, teilweise zwei Einheiten. Morgens und abends, die schweißgetränkte Luft, als Lebenselixier. Strikter Diätplan, das Leben mit Kaloriendefizit für einen KFA unter 10%. Sätze analysieren ist nicht nur den Deutschlehrern vorenthalten und immer den Pump als Ziel vor dem Spiegel.

Gewöhnt sich der Muskel jedoch an die Belastung, muss man sogar über die Belastungsgrenze hinaus. Denn inzwischen ist das #workout Alltag und es müssen neue Reize her, damit der #sore wieder einsetzt und der Muskel vor Erschöpfung versagt. Dann setzt allerdings die Muskelmüdigkeit ein, man wird überdrüssig und führt einen #cheatday ein. Wird das allerdings zur Gewohnheit, rächt sich das schnell.

So ähnlich verhält es sich für mich, mit der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen. Jeden Tag morgens und abends, massenmediale Omnipräsenz von Corona, Satz für Satz in der Presse, im Smalltalk , beim Zoomstamm- oder zuhause am Küchentisch. War die Berichterstattung zu Beginn sehr medizinisch und schürte Ängste, ist sie momentan wirtschaftlich und schürt Unverständnis. Die anfängliche Angst scheint bei vielen momentan vergessen. War jemand von Euch an diesem Wochenende uff de Gass? In 069 hatte man Corona nur in den Geschäften und Cafés, in den Parks und den Gassen, überall Menschen, alle ohne MNS aber dicht beieinander.
Unser Covidmuskel scheint erschöpft. Ermüdung und Verdrossenheit durch die Maßnahmen, bei sinkender affektiver Risikowahrnehmung. Das ganze führt zu einer Spaltungen in zwei Lager, überspitzt gesagt in >> die zweite Welle Seher<< und in >> So schlecht ist Naidoo nun auch wieder nicht<<. So schwarz weiß ist die Spaltung jedoch nicht, es gibt viele Nuancen dazwischen.

Wie seht ihr das?

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