Episode 68

19. Mai 2020

Der Duft von frisch gemahlenen Kaffee liegt in der Luft, bei geschlossenen Augen, sehe ich sogar die Kaffeeplantage in Äthiopien vor mir. Der intensive, fruchtig-schokoladige Geruch, der Robusta-Arabica Mischung steigt mir in die Nase. Ich öffne die Augen, ich stehe am Ende einer Schlange. Alle 1,5m wartenden Menschen und nach drei Metern sehe ich zwei Freunde, doch ein dazustellen ist nicht möglich. Denn argwöhnig wird unser pantomimisches Begrüßen bereits beobachtet. Es bleibt beim kontaktlosen Gruß aus der Ferne.

Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich einmal für einen Kaffee so lange anstellen würde und hoffe, dass er genauso gut schmeckt wie er riecht – Schaue mir die Jugendstilfassade an, entdecke raffinierte Details, an den Kapitellen der Säulen die den Eingang zieren. Die beiden Fenster des Cafés zum Bestell- und Ausgabepoint umfunktioniert. Hipster Vintage Interieur lässt sich erahnen, denn nur das To-Go Geschäft läuft weiter, kein Betreten und Verweilen möglich.

Der Prototyp Barista mit Vollbart und Lederschürze. Trotz Masken, spürt man gefühltes Lächeln überall. Ich bin nun endlich dran, ich kann mich nicht entscheiden, Espresso Tonic, Cold Brew, Flat White, doch es wird einfach nur ein Kaffee, schwarz ohne alles, um lange etwas von dem vollmundigen Geschmack zu behalten. >> Macht dann 4,50EUR magst Du noch etwas von unserem leckeren Bananenbrot?<< Ich verneine und bleibe bei meinem Kaffee, ich zücke einen 5er. Ein Entsetzen ist sofort zu erkennen, trotz Schiebermütze und Maske gefolgt von einem >>Oh, bei uns ist leider nur Kartenzahlung möglich, vielleicht nach Corona wieder und wenn möglich bitte kontaktlos.>> Ich war allerdings nur mit Bargeld unterwegs. Die Kaffeevorfreude verflogen, es ist dann ein Automatenkaffee beim Fertigbäcker geworden, bitter, schwarz aber mit Kontakt. Vor Corona wurde noch mit den Augen gerollt, wenn Kleinbeträge mit Karte gezahlt wurden und jetzt das präferierte Zahlungsmittel. Ich zahle gerne bar, da habe ich Überblick. Naja ein Gutes hat das ganze ja, irgendwie schon, ich warte nicht mehr im Supermarkt, bis der Kunde vor mir das fünfte mal das Kleingeld nachzählt um dann doch den großen Schein zu benutzen.

Wie ist es für Euch? Nur Bares ist Wahres , oder plastic fantastic?

    1 comment

  • zassi
    19. Mai 2020
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    bargeld lacht! im kinderbuch ‚charly und die schokoladenfabrik‘ ist es ein 5er im rinnsteim, der ihn anlacht. charly holt sich im naexten Kiosk eine schoko. dann noch eine Schoko und findet das ‚golden ticket‘ fuer den besuch der verruecktesten schokoladenfabrik der welt, eine tolle story von roal dahl die ohne bargeld nicht funktionieren wuerde. in indien gab es schon vor dem lockdown einen lockdown um bargeld zu minimieren. das war wie ein krieg gegen die armen. in schweden gibt es jetzt schon kaum noch bargeld. die schweden koennen das: ein volk das sich automatisch selbst gleichschaltet. die welt wird gleichgeschaltet zum modell schweden.die schweden bilden sich viel ein auf ihr soziales modell. viel ist davon auch nicht mehr uebrig. sozialfuersorge durch den staat. zugriff auf persoenliche daten. eingriff in die persoenlichkeitsrechte. computerstaat. bei nietzsche heisst es: der staat: ist das kaelteste unter den kalten ungeheuern. schweden – ein kaltes ungeheuer? wer nicht reinpasst ins raster oder das nicht will hat pech gehabt. vorstadtghettos fuer die working poor und die migranten. die mittelschicht im heile welt vorort-ghetto. wer verreckt in schweden wg. corona? es sind die armen und migranten. schweden:supergenau. superkorekt. supersozial. superkalt. superlangweilig. die schweden gelten als schweigsam. wer nicht reden will muss nicht reden. man zahlt mit karte und schweigt. schweden braucht keinen lock down. dort herrscht dauer lock down.

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